Home > Die Römerstraße von Trier nach Neuss > Der Straßenverlauf (I) : Trier - Aacher Höhe - Neuhaus

Der Straßenverlauf (I) : Trier - Aacher Höhe - Neuhaus

Der Straßenverlauf zwischen Trier und Sirzenicher Bach

Nach Strabo begann Agrippa mit dem Bau mehrerer Heerstrassen, wovon eine von Lugdunum (Lyon) über Langres, Metz nach Trier und weiter an den Rhein führte (Hagen, 1923). Zum Alter der Römerstraße Trier - Neuss (mit Abzweigen nach Bonn und Köln) sei auf die dendrochronologische Untersuchung der ersten römischen Pfahljochbrücke in Trier verwiesen [1]. Unterstützt wird sie durch die Ergebnisse aus Belgien (Corbiau 2004), die für die Straßen von Tongeren nach Bavay, von Tongeren nach Metz sowie die Siedlung Tongeren und die Brücke von Amay dendrochronologisch den gleichen Zeitraum aufweisen : 17 vor Chr.

Der Beginn der Römerstraße Trier - Neuss lag wahrscheinlich an der römischen Stadtmauer aus dem 1. Jh. vor Chr. Zum Vergleich : Für die Straße Köln-Boulogne ist der Ausgangspunkt an der Stadtmauer von Köln nachgewiesen.

Karte 1

Wir gehen davon aus, dass der Ausgangspunkt in Trier ebenso nahe der Achse der ersten Römerbrücke lag, ca. 26 m flussabwärts, parallel zur heutigen Brücke. Nach Überquerung der 370 m langen Brücke - ein Ereignis, das in einer Exedra architektonisch betont wurde - ging man flussabwärts Richtung Nordosten. Der Verlauf entspricht anfangs für 450 m Richtung 2° der Aachener Straße. An deren Knick lief sie wahrscheinlich geradlinig 500 m weiter und schnitt die heutige Straße (genannt „Römerstraße’, vormals „Neuer Weg’) am Abzweig zur Straße „Im Hospitalsfeld’. Von diesem Abzweig konnte sie noch 200 m weiter geradlinig bis vor den Sandsteinhang laufen, wo sie parallel zur natürlichen Barriere auf 24° aufbog. Bei der Höhe h = 158,1 m erfolgte für 200 m eine erneute Zwangskorrektur auf 53°, dann mehrere Winkeländerungen in die Gegenrichtung bis zur vorläufigen maximalen Höhe h = 185 m auf der Kreuzung am Abzweig zum Markusberg. Bis zum Sirzenicher Bach ging es abwärts, bei der dichten Bewaldung wäre eine Furt anstelle einer Brücke denkbar (hier mit Brücke 2 bezeichnet). Die Flur hat den Namen „Auf der alten Brücke’ [2]

Trierer Stadtwald - Aacher Höhe

Der nun folgende Abschnitt bis zur Aacher Höhe, auf dem 225 m Höhenunterschied von der Brücke aus überwunden werden müssen, ist ungewöhnlich schwierig, da nicht nur das Gelände durch Veränderungen und Überprägungen gestört, sondern auch die Lage des wichtigsten Gewässers, des Gillenbaches, verändert worden ist. Dieser lief durch das „falsche Biewertal’ bei Biewer in die Mosel (2. und 3. Verlauf nach Steinhausen). Für den neuzeitlichen Verlauf schreibt der Pfarrer Philipp Schmitt : „...man habe ihn erst im Anfang des 18. Jh. in der jetzigen Richtung über die Felsen geleitet, um den Palliener Mühlen mehr Wasser zu geben (Steinhausen 1936, S. 138). Als Anstiege aus dem Moseltal sind in der Umgebung des Gillenbaches drei Straßen zu unterscheiden : die römische Straße, die Kurfürstenstraße von 1773 und die Napoleonstraße von 1809, die ungefähr dem Verlauf der heutigen B 51 entspricht [3]. Für eine Trasse auf der linken Seite des Gillenbaches haben wir keine direkten Spuren gefunden. Die historische Karte von Fischbach (vor 1800) zeigt jedoch eine Straße mit einem Parallelweg. Hohlwegbündel im oberen Bereich des Gillenbaches und auf der Ostseite der B 51 bestätigen die Karte.

Wir weisen auf eine Rampe gegenüber der Brücke 2 über den Sirzenicher Bach hin. Diese Rampe ist Teil eines Wanderweges zur Gillenbachbrücke (Brücke 3) über den Kamm des Sandberges hinweg. Unserer Meinung nach ist der Beginn der Rampe gegenüber der Brücke 2 die technisch einfachste Lösung, die gleichzeitig das Sicherheitsbedürfnis des Militärs berücksichtigt [4].

Die Gefahrenzone besteht aus dem Abschnitt zwischen Sirzenicher Tal - Rampenbeginn h = 166 m - und der Wasserscheidenlage bei Höhe h = 253 (Stein mit Beschriftung „Römerstraße’). Der Höhenunterschied von 87 m entspricht bei 600 m Länge einer Steigung von 14,5 %. Zum Vergleich : Die restliche Strecke bis zur Aacher Höhe (3. Meile) beträgt 1825 m bei 108 m Höhendifferenz, also 5,9 % Steigung. Dies ist typisch für römische Planung : es geht kurz und direkt auf die Wasserscheide zu, das bedeutet mehr Sicherheit durch frühere Übersicht. Die Grenze der Steigung liegt bei 20 % (Beier 1971, S. 149).

Der Vergleich der Römerstraße mit der B 51 zeigt, dass letztere nicht nur länger ist, sondern auch deutlich gefährlicher, da es bis kurz vor der Aacher Höhe kaum Übersicht nach Osten gibt. Dagegen ist die obere Hälfte der Kurfürstenstraße an der Hangschulter des Gillenbachtales technisch (trockener Untergrund) und strategisch günstiger [5].

Aacher Höhe - Neuhaus

Von der Höhe h = 253 m - Wasserscheidenlage - bis zur Aacher Höhe passiert die Straße auf der Westseite den Galgenberg. Am Rand des heutigen Asphaltweges sind Spuren einer älteren Straße zu sehen. Die Gemeindegrenze von Sirzenich orientiert sich an der Straße, bis diese das Gewerbegebiet über die Straße „Im Langen Grund’ erreicht.

In der geologischen Karte auf Basis der preußischen Neuaufnahme, Blatt Trier, sind „Reste einer Römerstraße’ eingetragen. In der Flur „Auf der Römerstraße’, heute eine Weide, ist ein ca. 200 m langer Dammrest nicht zu übersehen [6].


[1Heinz Cüppers (Hrsg.), Die Römer in Rheinland-Pfalz, Theiss Verlag, 1990, S. 610.

[2Kutzbach, Trierer Zeitschrift 1926 Anmerkung 134 : „...altes, vielleicht römisches Brückenfundament aus Quadern nördlich neben der heutigen Brücke’ (zitiert von Steinhausen 1936, S. 134 „Bei der Altbrück’)

[3J. Steinhausen, Archäologische Siedlungskunde des Trierer Landes, Trier, 1936, S. 139.

[4Moselbrücke = Brücke 1, Sirzenicher Bach = Brücke 2 Gillenbach = Brücke 3

[5Zur Problematik des Gillenbach-Wasserfalles P. Schmitt : Der Wasserfall ist seit römischer Zeit gegen 200 Fuß zurückgerückt, und die Bachsohle wurde oben gegen 12 Fuß tiefer, denn so weit vor dem jetzigen Falle und in dieser Höhe ist beiderseits die älteste Bahn.’ (Steinhausen 1936, S. 138).

[6Dieses Dammstück sollte als letzter Rest unter Schutz gestellt werden. Die ersten 1,5 km der Römerstraße Richtung Wasserbillig sind schon spurlos verschwunden.